«Das Klima verändert sich. Wir wollen verhindern, dass der See austrocknet.»
Modeste Traoré (56) aus Mali
«Das Klima verändert sich. Wir wollen verhindern, dass der See austrocknet.»
Modeste Traoré (56) aus Mali


«Meine Kinder werden nicht mehr als Fischer arbeiten können», bedauert Modeste Traoré. Dabei hatte schon sein Vater seinen Lebensunterhalt als Fischer verdient. Doch der Wasserstand im Wegnia-See ist einfach zu tief. Im gleichnamigen Dorf, 150 Kilometer entfernt, im Norden von Mali erinnern sich die alten Dorfbewohner noch gut an die Zeiten, als Besucher in die Region strömten, um ihre Vogelvielfalt, die üppige Vegetation und die ertragreiche Landwirtschaft zu bewundern. Doch das gehört längst der Vergangenheit an. Der Klimawandel hat gnadenlos zugeschlagen.
Die Niederschläge werden immer unberechenbarer und die Temperaturen steigen kontinuierlich. Heftige Gewitter schwemmen tote Bäume und Erde in den See, der sich über Nacht füllen, aber auch genauso schnell wieder austrocknen kann. «Selbst wenn viel Regen auf einmal fällt, habe ich wenig Hoffnung, denn die nächste Durststrecke kommt bestimmt», erzählt Modeste Traoré. Seit einigen Jahren kann Modeste nicht mehr vom Fischen leben und setzt deshalb nun stärker auf die Landwirtschaft. Sobald die Regenzeit eingesetzt hat und die ersten Niederschläge fallen, pflanzt er in den noch feuchten Boden Sorghumhirse. Und er betet zum Himmel, dass bis zum nächsten Regen nicht wieder Wochen vergehen. Sobald er es sich leisten kann, will er eine Kuh kaufen, die er dann in schwierigen Zeiten, wenn das Einkommen gar nicht reicht, wieder verkaufen kann.
Modeste Traoré besitzt am Seeufer ein paar Mangobäume und Bananenstauden. Er produziert hauptsächlich Sorghum, etwas Mais und Erdnüsse für den Verkauf. In der Nebensaison bauen die Frauen Tomaten, Peperoni und verschiedene Salatsorten an. Bei guter Ernte reisen die Händler aus dem 150 Kilometer entfernten Bamako an und kaufen einen Grossteil der Ernte auf. Doch werden sie sich über den Preis nicht einig, bleibt keine andere Wahl, als den mehrere Stunden langen Weg zum Markt nach Tioribougou zurückzulegen. Seit 2017 sieht sich Modeste immer wieder gezwungen, Vieh zu verkaufen, weil das Einkommen nicht ausreicht.
Bereits Mitte 2018 hatten viele Familien in der Region des Wegnia-Sees keine Lebensmittelvorräte mehr. Die letzten Ernten fielen schlecht aus. Es musste Nahrungsmittelhilfe geleistet werden. Um sich über Wasser zu halten, arbeiten im Winter viele junge Leute in einer der zahlreichen illegalen Goldminen im Westen von Mali. Einige finden in der Hauptstadt Bamako einen Teilzeitjob, andere müssen noch weitere Distanzen zurücklegen auf der Suche nach Arbeit. In der Region passen die Dorfbewohner ihre Arbeitsmethoden an, damit der See sich besser regenerieren kann.
Um die Lebensbedingungen in diesen fragilen Regionen kontinuierlich verbessern zu können müssen nachhaltige Entwicklungsprojekte mit Nothilfemassnahmen Hand in Hand gehen, um z.B. bei Missernten und Mangelernährung schnell Unterstützung leisten zu können. 2017-2018 war z.B. in der Wegnia-Region ein sehr schlechtes Erntejahr. 312 Haushalte (2200 Personen), ausgewählt von den Gemeinschaften in 6 Dörfern, erhielten Geldzahlungen, mit denen sie die fehlenden Lebensmittel kaufen konnten. Dank einer solchen Massnahme können sie ihre Felder korrekt bestellen und es wird verhindert, dass illegal Holz geschlagen wird, um Kohle zum Verkauf zu produzieren.
Wassermangel und Schädlingsbefall machen aus jeder Erntesaison ein Lotteriespiel. Wiederaufforstung, Uferbefestigung, neues, widerstandsfähigeres Saatgut, klimaangepasste Anbaumethoden: Es gibt Lösungen, aber es wird Jahre dauern, bis sie ihre Wirkung entfalten. Doch die Dorfbewohner sind fest entschlossen, sie umzusetzen. Dorfbewohner und Landwirte werden ermutigt, neue Bäume zu pflanzen. Einige Bauern haben dafür ihre Felder am See an einen anderen Ort verlegt. Die Wiederaufforstung geht also voran. Am Seeufer gibt es keinen Ackerbau mehr, wodurch die Erosion reduziert wird. Zudem verwenden die Bauern weniger Holz.
Die Caritas unterstützt die verletzlichsten Einwohner in den Ländern des Südens bei der Anpassung an den Klimawandel und beim Schutz vor Naturkatastrophen.
Einsatzländer: Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Haiti, Kenia, Mali, Tadschikistan, Tschad.
Know-how
Mit 60 Franken finanzieren Sie einer Bäuerin eine Schulung in innovativen Praktiken im Gemüseanbau, in der sie lernt mit weniger Wasser genug Ertrag zu erwirtschaften.
Wiederaufforstung und Energie
Mit 90 Franken ermöglichen Sie der Dorfbevölkerung das Züchten und Pflanzen von Bäumen. Wir liefern ihnen geeignetes Material und beraten sie bei der Produktion und Pflanzung von Setzlingen für einen Hektar degradiertes Land.
Infrastruktur
Mit 120 Franken Franken helfen Sie uns einen Hektar Ackerland gegen Erosion zu schützen und den Ertrag der Getreidefelder um 40% zu steigern.