Povertà in Svizzera: le famiglie monoparentali sono colpite molto più spesso rispetto alla media della popolazione.
Povertà in Svizzera: le famiglie monoparentali sono colpite molto più spesso rispetto alla media della popolazione.

Armut in der Schweiz bleibt hoch

722'000 Personen sind in der Schweiz von Armut betroffen. Das entspricht 8,5 Prozent der Bevölkerung. Die heute vom Bundesamt für Statistik (BFS) veröffentlichten Zahlen bilden die Situation vor Ausbruch der Corona-Pandemie ab. Sie zeigen, dass die Schweiz es in der guten Wirtschaftslage vor der Krise verpasst hat, die Armut zu reduzieren. Im Gegenteil nimmt sie seit 2014 zu. Caritas fordert Bund, Kantone und Gemeinden auf, sich gezielter und wirksamer für Armutsprävention und -bekämpfung einzusetzen.

722'000 Menschen waren Anfang 2020 in der Schweiz von Armut betroffen, darunter 133'000 Kinder. Der Anteil der von Armut betroffenen Personen ist gegenüber dem Vorjahr praktisch gleich hoch geblieben. Die Armut nimmt in der Schweiz seit 2014 fast kontinuierlich zu. 

Die vom BFS veröffentlichten Armutszahlen für das Jahr 2020 basieren auf den Einkommensdaten von 2019. Die sozialen Auswirkungen der Pandemie sind daher noch nicht ersichtlich. Dass es nicht gelungen ist, die Armut in der Schweiz in einer guten gesamtwirtschaftlichen Lage zu reduzieren, verheisst nichts Gutes für die Zeit nach der Corona-Krise. Bisherige Untersuchungen zeigen, dass die Pandemie die Situation von Haushalten mit tiefen Einkommen zusätzlich verschärft hat. Mit der Unterzeichnung der Agenda 2030 hat sich der Bundesrat verpflichtet, die Armut in der Schweiz bis im Jahr 2030 um mindestens die Hälfte zu reduzieren. Dieses Ziel rückt in weite Ferne.

Strukturelle Ursachen von Armut endlich angehen

Besonders von Armut betroffen sind seit Jahren dieselben Bevölkerungsgruppen: Alleinerziehende und Familien mit vielen Kindern, Erwerbslose und Personen mit tiefem Bildungsniveau. Das ist kein Zufall, sondern eine Folge von ungünstigen Rahmenbedingungen und strukturellen Benachteiligungen. Zu teure familienergänzende Kinderbetreuung, fehlende Chancengleichheit im Bildungssystem, prekäre Arbeitsverhältnisse und Sparmassnahmen bei der sozialen Sicherheit verunmöglichen es vielen Menschen, ein existenzsicherndes Einkommen zu erwirtschaften. Eine wirksame und nachhaltige Armutspolitik von Bund, Kantonen und Gemeinden muss diese Hürden entschlossen abbauen.

Im Grundlagenpapier «Eine Schweiz ohne Armut ist möglich» hat Caritas kürzlich aufgezeigt, wie die Armut überwunden werden kann. Es braucht existenzsichernde Löhne und soziale Sicherheit sowie ein garantiertes Existenzminimum auf dem Niveau der Ergänzungsleistungen für alle Menschen in der Schweiz. Ebenso braucht es gleiche Bildungschancen für alle, genügend bezahlbaren Wohnraum, tiefere Krankenkassenprämien und ein bezahlbares Angebot an qualitativ guter familienergänzender Kinderbetreuung. Der Handlungsbedarf ist angesichts der heute veröffentlichten Zahlen nicht kleiner geworden, nicht zuletzt im Interesse der 133'000 Kinder, die in armen Haushalten aufwachsen. Denn soziale Benachteiligungen werden häufig von einer Generation auf die nächste übertragen werden. 

Titelbild: Armut in der Schweiz: Alleinerziehende sind viel häufiger betroffen als der Durchschnitt der Bevölkerung. © Severin Nowacki